Das richtige Trinkfenster
Je älter, desto besser – dieser Mythos hält sich hartnäckig, wenn es um Wein geht. Doch nicht jeder Tropfen gewinnt mit den Jahren. Entscheidend ist das sogenannte Trinkfenster: Michael Unger erklärt den Zeitraum, in dem ein Wein seine wahre Größe zeigt.
Was bedeutet „Trinkfenster“ eigentlich?
Das Trinkfenster beschreibt den Zeitraum, in dem ein Wein sein volles Potenzial entfaltet: geschmacklich harmonisch, ausdrucksstark und mit maximalem Genusswert. Viele Kunden fragen uns: Wann ist der richtige Moment, eine Flasche zu öffnen?
Die Antwort: Es kommt darauf an.
Denn das perfekte Trinkfenster ist keine objektive Größe. Es hängt von Faktoren wie Rebsorte, Jahrgang, Ausbauweise, Lagerung – und nicht zuletzt vom persönlichen Geschmack ab.
Wichtige Einflussfaktoren: Jahrgang, Rebsorte und Stil
Ein kräftiger Jahrgang wie 2015, etwa bei Chateau Latour, liefert heute schon beeindruckende Struktur. Drei bis vier Stunden Dekantierzeit, und der Wein kann begeistern. Für viele Genießer jedoch ist er noch zu jung: Die Tannine und Säure sind präsent, die Harmonie noch nicht vollendet.
2010? Ähnlich gelagert. Groß, komplex, aber maskulin: für viele noch kein Trinkhöhepunkt.
Wer feine Reife, Eleganz und Ausgewogenheit schätzt, greift lieber zu gereifteren Jahrgängen wie 2000 oder 1990. Hier entfalten sich sekundäre und tertiäre Aromen, die Reife macht den Wein zugänglich, ohne lange Dekantierzeiten.
Beispiele: Wann große Weine Trinkfreude bereiten
2000 und 1990: Für viele Weinliebhaber der Einstieg ins ideale Trinkfenster. Ausgereift, balanciert und mit maximaler Trinkfreude.
1982: Ein legendärer Jahrgang, überragend in Qualität, aber auch hier: Geschmackssache.
1971 (z. B. Latour aus Magnum): Ein perfekter Klassiker mit Tiefe und Finesse, doch nicht jeder liebt gereifte Noten.
1959 & 1928: Monumente der Weingeschichte. Sie liefern Nuancen von Tabak, Leder, Zedernholz, allerdings mit reduzierter Frucht. Für manche das höchste der Gefühle, für andere „zu alt“.
Reife ist Geschmackssache und oft überraschend subjektiv
Einige Kunden öffnen Weine jung – und genießen die Frucht, Kraft und Energie. Andere warten auf Reife, Weichheit und komplexe Aromen. Manche lieben Primärfrucht, andere feiern tertiäre Noten wie Pilz, Waldboden oder Zigarrenkiste.
Deshalb unser Credo:
Das perfekte Trinkfenster ist individuell.
Unser Fazit: Ziehen Sie die Korken, wann Sie möchten
Egal ob jung, gereift oder uralt: Der beste Wein ist der, der Ihnen in dem Moment Freude macht. Ziehen Sie die Korken, genießen Sie – genau dafür sind die Flaschen da.
Unser Service für Sie: Persönliche Beratung
Sie sind unsicher, ob ein Wein schon trinkreif ist oder noch Reifepotenzial hat?
Unsere Experten beraten Sie gern. Wir kennen Jahrgänge, Reifekurven und Stilistik – und helfen Ihnen, den perfekten Moment zu finden. Schreiben Sie uns gerne eine Mail an info@ungerweine.de.
Tipp: Achten Sie auf Jahrgang, Rebsorte, Lagerung.